03. März 2012  Fütterungs-Häufigkeit 

3mal, 10mal  oder 24mal am Tag ??

 

Der neue "Pferdehaltungs-Katalog 2012" liegt zwar schon längere Zeit druckfertig in der Druckerei, konnte
aber bisher noch nicht ausgeliefert (bzw. bestellt) werden, weil unsere Internet-Agentur das entsprechende
Programm dazu noch nicht fertigstellen konnte. Soll bis Mitte März 12 erledigt sein.
Mit dem neuen Katalog wollen wir die Verbesserung der Pferdehaltung auf der ganzen Breite weiter voran-
bringen, besonders auch bei der Einzelhaltung. Die Gruppenhaltung haben wir ja, mit den Neuentwicklungen
des Lauf- und des Bewegungsstalles, schon ein sehr gutes Stück vorangebracht, so daß sie sich, mehr oder
weniger, ohne große "Extra-Hilfe", alleine gut fortentwickeln wird.
Und weil das so ist, kann man sich vielfältigste Gedanken darüber machen, wie sinnvoll, nützlich und artgerecht
die auf dem Markt befindlichen Haltungs-Systeme sind.
Seit einigen Wochen habe ich, zu diesem Thema, einen Bericht über eine wissenschaftliche Arbeit vorliegen :
"Tiergerechtheit von Futterabrufstationen in der Gruppenhaltung von Pferden"
Teil 1 :  Fressstände versus Abrufautomaten
TU München-Weihenstephan, von Margit H. Zeitler-Feicht, S. Streit und L. Dempfle.
In der Zusammenfassung des Berichtes kann man lesen :
"Insgesamt betrachtet ergab sich jedoch bei beiden Fütterungssystemen eine geringe Anzahl an sozione-
negativen Interaktionen im Bereich der Futtereinrichtungen. Die Herzfrequenz lag im Warteareal im Durch-
schnitt im physiologischen Bereich (44,59 plus/minus 11,73 Schläge/min.). Integumentverletzungen (An-
merkung: gemeint sind Verletzungen an der gesamten Körperoberfläche) im Zusammenhang mit dem
Fütterungssystem traten nicht auf. Der wichtigste Einflussfaktor auf die Untersuchungskriterien war der
Betrieb (Fläche, Konzeption, Management).
Schlussfolgerung:
Unter dem Aspekt der Tiergerechtheit hinsichtlich des Stress- und Verletzungsrisikos durch soziale Interak-
tionen eignen sich bei ordnungsgemäßer Gruppenhaltung mit fachgerechtem Management sowohl Fressstände
als auch Abrufstationen für Pferde im Offenlaufstall."
Weiter ist in "Fazit für die Praxis" zu lesen :
"....kann über Fressstände oder über Abrufstationen tierindividuell bedarfsgerecht gefüttert werden...."
"...dass über den Tag gesehen ein Pferd bei Abrufstationen häufiger in eine Auseinandersetzung verwickelt ist.....,
als bei Fressständen. Ursache hierfür ist die hohe Besuchsfrequenz an den Abrufstationen."
"....ließe sich reduzieren........wenn....10, anstatt bis zu 24 Mahlzeiten je Tag ...zugeteilt würden."
"...weniger negative Interaktionen ....wenn Pferde täglich etwa 1,5 kg Heu pro 100 kg Körpermasse erhielten..."
Folgende Erkenntnisse können, wenn man "Gleiches mit Gleichem vergleicht",  daraus festgehalten
werden:
1) "Freßstände" und "Abrufstationen" eignen sich gut, um die Pferde individuell und bedarfsgerecht füttern zu können.
     Anmerkung, siehe auch meine Bemerkungen bei "Lexikon" : 
     Laut "Google" März 2012 sind bei
     "Freßstände für Pferde"  ca. 6500 , jedoch bei  "Futterstände für Pferde" ca. 30.000 und bei
     "Abrufstationen" ca. 32.000, jedoch bei  "Computerfütterung"  ca .160.000   Einträge zu verzeichnen.
     Seit Jahren, und im neuen Pferdehaltungs-Katalog 2012 wieder, trete ich dafür ein, in der Pferdehaltung ganz ein-
     fache und auch "übliche" Bezeichnungen zu verwenden, um die umfangreiche Thematik transparenter, leicht
     verständlicher und, besonders, besser vergleichbarer zu machen. 
2)  Bei beiden Fütterungs-Systemen konnten keinerlei Verletzungen an den Pferden bei den Fütterungen festgestellt
     werden. 
3)  Bei den Computerfütterungs-Systemen ist eine "hohe Besuchsfrequenz" festgestell worden.
4)  Der wichtigste Einflußfaktor auf eine einwandfreie Fütterung ist und bleibt der Betrieb, mit ausreichender Fläche,
     Ausgestaltung, Konzept und Management. Paßt das, paßt alles !, einfach ausgedrückt.
 
Meine Meinung :
Wie man aus diesen vier, durchaus erfreulichen, Erkenntnissen folgende wissenschaftliche Empfehlungen, nämlich 
a) die oft abgegebenen 24 Mahlzeiten pro Tag auf nur noch 10 Mahlzeiten am Tag zu reduzieren und
b) gleichzeitig die bisher übliche Heu-Futtermenge von 1,0 kg pro 100 kg Körpermasse/Lebendgewicht / Pferd
    auf, sage und schreibe,  1,5 kg / 100 kg Körpermasse / Pferd erhöhen soll,
ableiten kann, steht für mich in den Sternen.

zu a) Als wir uns hier auf Gut Wildschwaige vor "zig" Jahren zuerst den "Laufstall" (Pferde mußten zu den auseinander-
liegenden Funktionsbereichen z.B. Futterraufe, Tränke usw.) "laufen" und dann den "Bewegungsstall" (Pferde werden
zur Computerfütterung, mit ihren kleinen Futterportionen, den ganzen Tag hin "bewegt") entwickelten, geschah das in aller-
erster Linie, um den größten Mangel in der Pferdehaltung, nämlich den Bewegungsmangel, merklich zu verringern. Je
öfter am Tag also Futter abgegeben werden kann, umso mehr werden die Pferde bewegt. Wenn man sein Pferd 24 mal
am Tag füttert, bewegt man es auch 24 mal (und in einem "Bewegungsstall" heißt das mindestens 2400 m + Umwege
pro Tag, sonst ist es kein Original-"Bewegungsstall"). Stellt man nun, im gleichen Stall (!), nur noch 10 Mahlzeiten/Tag ein, reduziert man die mögliche Bewegung auf nur noch 1000 m + Umwege pro Tag = Bewegungsverlust von über 42 % !!
Wohlgemerkt, obwohl (siehe oben) überhaupt kein Anlaß zum Handeln gegeben ist und damit die mögliche pferdefreund-
liche Haltung stark eingeschräönkt wird.

zu b) Seit unsere Pferde mehr und mehr Freizeitpartner von uns und dadurch viel öfter in Gruppen gehalten wurden, wurde
die individuelle Versorgung des einzelnen Pferdes immer schwieriger. Das eindeutige Ergebnis (und das schon seit vielen Jahren) davon ist, daß unsere Pferde im Allgemeinen an Übergewicht leiden. Diese Entwicklung ist doch bei uns Menschen
auch stark verbreitet. Die obige Erkenntnis, daß "besser" gefütterte Pferde weniger "negative Interaktionen" aufweisen, kennen wir von uns auch (siehe TV-Schauen und ein Bierchen trinken).
Auch hier muß festgestellt werden, daß sich aus den obigen Ergebnissen heraus absolut kein Handlungsbedarf zur Futter-
Erhöhung ergibt, sondern eindeutig nur schädliche Folgen für die Gesundheit mit sich bringen wird.
Es ist überhaupt nicht zu verstehen, wie man eine  a l l g e m e i n e   Futtererhöhung von 50 %, auch alleine schon
aus ökonomischen Gründen, empfehlen kann. Der Sprung wäre, so oder so, einfach zu groß.
Am besten, man hält sich an die obigen Erkenntnissen unter 4), die das besagen, wie es schon in der Bibel steht :
"Das Auge des Herrn mästet das Vieh" was wohl heißt: man füttert nicht mit Kilo oder Maschinen, sondern mit Sachverstand und Sorgfalt ! 
 
Das nachfolgende Bild entstammt aus dem vorliegenden Bericht und spricht Bände.
 
                                                    
                                       
Mit (pferde-)freundlichen Grüßen
Ihr pferdehanns
 
 
 
 

 

Ihre Meinung zu der Pferde-Hanns-Glosse senden Sie bitte an: hanns@ullsteinjun.de

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